Weinbau am Peter-Joerres-Gymnasium

Traditionell wollen wir an unserer Schule auch die heimatliche Region abbilden. Dazu gehört beispielhaft unser Steinlehrpfad, die Bepflanzung des Geländes und sicher auch der Weinbau. Letzterer wird hier in einem sehr guten Text behandelt von Astrid Schulte-Hürmann MSS 13, aufbereitet von der Kollegin S. Jakobi:

 

 

Als Schule im Ahrtal liegt es dem Peter-Joerres- Gymnasium am Herzen, auch die Besonderheiten der Region in der Schule darzustellen, also Heimat abzubilden. Somit findet sich auf dem Gelände ein kleiner Schulweinberg, auf dem typische regionale Weinsorten angebaut werden. Der aus den Trauben gewonnene Wein wird jedes Jahr den Abiturient/-innen zu ihrem erfolgreichen Abitur überreicht. Um diese bereits lange Tradition, die auch kulturellen und historischen Wert hat, aufrechtzuerhalten, kümmert sich die Weinbau AG rund ums Jahr um das Wohlergehen der Reben  und garantiert somit den Wein für die nächste Abi-Generation.

Um die Bedeutung des Weines für das PJG zu verstehen, ist es notwendig die Rolle des Weinanbaus im Ahrtal zu betrachten. In diesem Zusammenhang ist der Begriff „Terroir“ unumgänglich. Dieses französische Wort beurteilt  Charakter und Wert einer Region im Zusammenspiel aus Mensch und Natur. Es wird also der Einfluss verschiedener Standortfaktoren auf die Rebe untersucht. Dieser Artikel soll also das Terroir Ahrtal behandeln.

Charakteristisch für das Ahrtal von Altenahr bis Walporzheim ist eine sehr enge Talsohle mit zu beiden Seiten hoch und steil ansteigenden Hängen, die zum Weinanbau genutzt werden. Hinter Walporzheim öffnet sich die enge Talsohle. Die nun flacheren Hänge begrenzen eine Ebene von  bis zu einem Kilometer Breite. Diese topographische Besonderheit entstand durch Auffaltungsprozesse im Erdaltertum, in denen sich der Meeresboden anhob und zu den Variskischen Alpen faltete. Die heute nach langen Verwitterungsprozessen übriggebliebenen  Teile nennen sich das Rheinische Schiefergebirge, zu denen auch das mittlere Ahrtal gehört.

Das Anlegen von Weinterrassen war für Winzer früher schon die einzige Möglichkeit, die oft sehr steilen Hänge zu bewirtschaften und dessen Vorteile zu nutzen. Trockenmauern wurden aus Schiefer und Stein errichtet und der Boden der einzelnen Terrassen zu einer fast geraden Ebene geformt. So war es einfacher, den Boden zu bearbeiten und aufzulockern. Dieser bestand damals wie heute aus Böden der devonischen Meeresablagerungen.

In den Steilhängen des Ahrtals  von Altenahr bis Walporzheim findet man Verwitterungsprodukte aus Schiefer und Grauwacke, der schwerverwitterbaren „Siegener Schichten“ des Unterdevons. Im flacheren offeneren Ahrtal zwischen Ahrweiler und der Ahrmündung liegt hauptsächlich ein Boden aus vertonten und stark verwitterten weichen „Herdorfer Schichten“ vor. Dieser ist tiefgründig und lößreich.

Um den Boden noch wertvoller für den Weinanbau zu machen, wird regelmäßig mit Unkrautbekämpfungsmitteln gespritzt. Diese garantieren, dass sich Grünwuchs nicht zu stark ausbreitet und dieser keinen Wasserkonkurrenten für die Rebe darstellt. Da das Unkraut nicht gänzlich zerstört wird, können weiter dessen Vorteile genutzt werden, nämlich die Aufgabe als „Bodendurchlockerer“ und Humus –und Nährstofflieferant.

Ausschlaggebend für das Gedeihen der großen Vielfalt an Reben ist das Mikroklima im Ahrtal. Dieses wird durch den Atlantik geprägt und zeichnet sich durch eine hohe Sonneneinstrahlung, eine geringe Temperaturamplitude und ausreichend Niederschlag aus. Die durchschnittliche Jahresmitte von ca. 10°C und die milden Winter mit einer Durchschnittstemperatur von 2,5°C wirken sich positiv auf den Wein aus. Jedoch besteht im Frühjahr die stetige Gefahr von Frost.

Die Lage des Ahrtals im Windschatten der Eifel hat einen recht niedrigen Jahresniederschlag zur Folge. Der Niederschlag kennt in den Monaten Januar bis März ein Minimum und erreicht in den Sommermonaten Juli und August ein Maximum. Die sommerlichen Niederschlagsmengen fallen jedoch meist binnen weniger Tage in ergiebigen Platzregen. Diese führten nicht zuletzt im Juni 1910 zu einem gefährlichen Hochwasser im  Kreis Adenau, der 52 Menschen das Leben kostete. Auch Weinberge wurden damals zerstört, indem sich Kies auf dem fruchtbaren Boden ablagerte.

Das Peter-Joerres –Gymnasium wird beim Weinanbau vom Weingut Peter Lingen fachmännisch unterstützt. Peter Lingen überwacht dabei die Arbeit der Weinbau AG, hilft beim Beschneiden der Reben und ist zuletzt auch für die Produktion des Endprodukts verantwortlich:

Weinbau-AG auf dem Weingut Lingen

Im Herbst werden die Trauben gelesen und nach der Selektion zuerst von dem Rappen beziehungsweise Traubengerüst getrennt. Dies geschieht in einer sogenannten Abbeermaschine und hat zur Folge, dass der Wein nicht bitter schmeckt. Im nächsten Produktionsschritt entsteht die Maische. Hier werden die Beeren aufgebrochen und der Traubensaft wird freigesetzt. In einer Wanne gären die Früchte und der dabei entstehende Alkohol löst die Farbe in den Beerenhäuten – der Wein erhält seine typisch rote Farbe. Nach zwei bis drei Wochen werden die Trauben abgepresst und der gegorene Wein danach in Fässern gelagert. 

In dem Ausbau, also der Zeitspanne zwischen Ende der Gärung und der Abfüllung, entscheiden sich die Qualität und damit der Preis des Weins. Für Rotwein eignen sich besonders gut Holzfässer und ein reduktiver Ausbau. Das heißt, der Jungwein wird weitgehend vor Oxidation geschützt. Das Barriquefass, ein Eichenfass wird bevorzugt eingesetzt, um das Aromaspektrum und die Gerbstoffe mit Komponenten aus dem Holz abzurunden.

Obwohl manche Rotweine mehrere Jahre reifen, ist der Wein des PJGs bereits nach einigen Monaten abfüllfertig. So kann jedes Jahr frischer Abiturwein gewonnen werden. Dafür ist die enge Zusammenarbeit zwischen Schülern der Weinbau AG, den verantwortlichen Lehrern und dem Weingut unabdingbar. Hoffentlich kann diese Tradition noch lange aufrechterhalten werden!