Sozialpraktikum - Stufe 11

Es gehört inzwischen seit dem Schuljahr 1994/95 zu jedem Jahresbeginn nach den Weihnachtsferien im Jahrgang 11 einfach dazu: das Sozialpraktikum.

Und diese drei Wochen in über 80 Einrichtungen, die uns im Kreisgebiet und darüber hinaus Praktikumsplätze anbieten, sind zumeist auch einmalige drei Wochen für die Schülerinnen und Schüler. „Mal über den Schultellerrand hinausgucken, mal ganz andere Erfahrungen machen, mal ‚Grenzsituationen’ erleben...“: Das sind Äußerungen, die die Einstellung wiedergeben, mit denen die meisten Elftklässler an das Praktikum herangehen.

Seit Januar 1995 absolvieren alle Schülerinnen und Schüler (im weiteren Text zum besseren Lesen „Schüler“ genannt) des Jahrganges 11 dieses Sozialpraktikum, für das sich die Gesamtkonferenz im Schuljahr 1993/94 als erste Schule im Kreis als ein für alle verpflichtender Bestandteil der Schulzeit am PJG ausgesprochen hat.

Einiges hat sich jedoch in den Jahren seit diesem Beschluss verändert:

-          Aus 48 Schülern im ersten Jahr sind inzwischen 150 in den letzten Jahrgängen geworden. Damit wurde
einiges im organisatorischen Bereich schwieriger, denn nicht immer sind die Plätze genau dort, wo die Schüler wohnen, wo Busse oder Bahnen vorbeifahren.

-          Viele Institutionen sind hinzugekommen, nicht nur weil die Schülerzahl gewachsen ist, auch weil sich die Gesellschaft ändert und damit neue Aufgaben entstehen, z.B. im Betreuungsbereich von Grundschulen.

-          Die Erfahrungsberichte werden seit einigen Jahren benotet und so wurde der zunehmenden Lockerheit im Umgang mit dem formalen Rahmen und den Regeln der deutschen Sprache Einhalt geboten und gleichzeitig ein Training für spätere Facharbeiten eingeführt (so wurden aus handschriftlichen Berichten ansehnliche Ausarbeitungen, mit Hilfe eines Computers angefertigt – auch da verändert sich die Gesellschaft).

Das Ziel und die eigentlich Durchführung des Praktikums sind jedoch geblieben:

Ein junger Mensch, der die allgemeine Hochschulreife erlangt, sollte im Laufe der Schulzeit auch in seiner Persönlichkeit gereift sein und es gibt Erfahrungsbereiche, die außerhalb unserer Schulwelt liegen. Deshalb tauschen die Schüler für drei Wochen ihren Schulalltag gegen einen Alltag, der eher dem eines Arbeitnehmers gleicht.

Seit dem ersten Jahr bietet die Schule den Schülern Praktikumsplätze in verschiedenen Bereichen an: Seniorenbereich, Krankenhäuser/Reha, Kliniken/Psychiatrie, Förderpädagogische-/Behinderteneinrichtungen, Kindertagesstätten/Hort-/Grundschulbereich.

Die Schüler wählen dann mit Erst-, Zweit-, teilweise Drittwunsch ihre Einrichtung.

Die Verteilung wurde und ist mit zunehmender Jahrgangsgröße eine Herausforderung, denn das Wahlverhalten der Schüler hat seine eigenen Gesetze.

Es sind besonders die Kindergartenplätze, die auf der Wunschliste ganz oben stehen, doch der Bereich der Psychiatrie scheint inzwischen eine fast ebenso große Anziehungskraft auf Schüler in diesem Alter zu haben, stark im Kommen sind auch Einrichtungen, in denen junge behinderte Menschen betreut werden. Es ist für uns nachvollziehbar, dass der Bereich der Seniorenheime nicht zu den bevorzugten gehört: Im Kindergarten kennt sich eigentlich jeder aus, das Seniorenheim ist ein meist unbekannter Bereich, der Umgang mit älteren und alten Menschen auch nicht immer alltäglich.

Und doch sind es sehr häufig gerade die Teilnehmer, die in einem Seniorenheim ihr Praktikum durchführten, die in ihren Berichten von so vielen verschiedenen Erfahrungen und Eindrücken erzählen, die genau das beschreiben, was wir als Schule uns von diesem Praktikum versprechen und erhoffen: einmal ganz andere Erfahrungen und Eindrücke sammeln, die die Persönlichkeit prägen und die wir im Schulalltag nicht vermitteln können.

Die durchweg positiven Berichte aus allen Bereichen und auch die Beurteilungen durch die Institutionen bestärken uns in unserer Arbeit und in der weiteren Durchführung des Praktikums.